Wir unterstützen die Literatur vor Ort. Nähere Informationen finden Sie hier!

Nyland-Stiftung Nyland Stiftung

Richard Huelsenbeck Lesebuch

Autor
Richard Huelsenbeck
Herausgeber
Walter Gödden
VÖ-Datum
01.05.2008
ISBN
978-3-89528-673-5
Bandnr.
18
Auswahl
Karl Riha
Richard Huelsenbeck Lesebuch (Huelsenbeck) Buch

Richard Huelsenbeck Lesebuch

„Auf den großen Plätzen stehen die Weiden,
Schon seit Wochen sind die Messer gewetzt,
Wolken und Donnerschlag überstehen die Zeit,
Wo sind die Flüsse, die wir uns geschenkt?
Wo sind die Mützen, die wir uns gestülpt?
Wo ist der Weihnachtsbaum, der vom Wurm benagt,
dem Allerheiligsten sich verband und die Kinder erfreut...?“
(Richard Huelsenbeck)

Richard Huelsenbeck (1892 Frankenau/Hessen-1974 Locarno) verbrachte seine Jugend in Dortmund und Bochum, wo sein Vater als Chemiker im Bergbau tätig war. Seit 1908 besuchte er das »Arnoldinum«-Gymnasium in Burgsteinfurt, wo er 1911 das Abitur ablegte. In seinem Mitschüler Karl Döhmann (1892-1982), dem späteren »Daimonides« der Berliner Dada-Szene, fand er einen Gleichgesinnten. Sein Studium verfolgte Huelsenbeck nur halbherzig. Mehrfach wechselte er Studienfach und -ort (Paris, Münster, München, Berlin), bis er nach zehn Jahren eine Approbation als Arzt erhielt. Seine weiteren Lebensstationen waren Zürich, Greifswald, erneut Berlin, bevor er als Schiffsarzt die Welt bereiste und ihn 1935 die Flucht vor dem »Hitlerismus« nach Amerika trieb, wo er als Psychiater arbeitete.

Huelsenbecks entscheidende literarische Station brach 1916 in Zürich an, als er bei der Geburtsstunde der Dada-Bewegung Pate stand. Hugo Ball hatte ihn dorthin gerufen. Dieser hatte gerade in der »Spiegelgasse Nr. 1« das legendäre »Cabaret Voltaire« eröffnet. In Balls Tagebuch heißt es: »Huelsenbeck ist angekommen. Er plädiert dafür, dass man den Rhythmus verstärkt... Er möchte die Literatur in Grund und Boden trommeln.« In der »Collection Dada« erschien 1916 mit »Schalaben-schalabai-schalamezomai« ein wegweisendes Gedicht, dem im selben Jahr die »Phantastischen Gebete« folgten, die Huelsenbecks Nachruhm wesentlich mitbegründeten.

Huelsenbeck und andere aufgewühlte, extreme Idealisten verkündet nichts weniger als den Beginn einer neuen Kunst, einer Kunst, die sich gegen den Expressionismus wandte, gegen das Establishment, gegen alles und nichts, gegen den »Bürger um und in uns«. Für Huelsenbeck war die »Zeit der Vitalität, der ungebundenen Frechheit, der uferlosen Ironie« angebrochen. Vor allem wollte man provozieren.

Das »Cabaret Voltaire« mußte bald seine Pforten schließen. Huelsenbeck zog es wieder nach Berlin, wo er weiter die Rolle des »Trommlers« spielte. Er gründete den »Club Dada« und veranstaltete den ersten großen Dada-Abend in Deutschland. Bald darauf ging er auf die erste große Dada-Tournee, die unter anderem nach Leipzig, Prag und Teplitz führte. Ihren Todesstoß erhielt die Bewegung 1924, als das erste surrealistische Manifest erschien. Huelsenbeck: »Die Idee der kreativen Irrationalität und die Idee des schöpferischen Spiels waren am Ende.«

Bestellen

Weitere Empfehlungen