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Nyland-Stiftung Nyland Stiftung

Josef Winckler
Josef Winckler(1881-1966)

Stifter

Josef Winckler wurde am 7. Juli 1881 auf der Saline Gottesgabe in Bentlage (heute Rheine) als Sohn des Salineninspektors Dr. jur. Alfred Winckler und seiner Frau Maria, geb. Nieland geboren. Nachdem der Vater seine Stellung in Rheine verloren und in Marburg eine ehrenamtliche Stelle angenommen hatte, zog die Mutter mit den Kindern 1886 nach Ibbenbüren und 1889 zu ihren Eltern nach Hopsten. Hier verbrachte Winckler seine Kinder- und frühen Jugendjahre. 1894 zog die wiedervereinte Familie nach Kempen am Niederrhein. Winckler besuchte in Hopsten die Rektoratsschule und anschließend die Gymnasien in Kempen und Krefeld. Seine Schullaufbahn schloss er 1901 mit der Unterprimareife ab. Von 1902 bis 1905 studierte er Zahnmedizin an der Universität Bonn, wo er 1906 sein Examen ablegte. Nach seiner Approbation ließ er sich 1907 als Zahnarzt in Moers am Niederrhein nieder. Daneben eröffnete er eine Zahnarztpraxis im benachbarten Homberg, die er offiziell bis 1925 leitete. Seit 1921 war er allerdings fast ausschließlich literarisch tätig. 

Den größten Teil seines Lebens verbrachte Winckler im Rheinland. Seine literarischen Erfolge aber verbuchte er in Westfalen. Noch heute ist sein Name durch den Schelmenroman „Der tolle Bomberg“ (1923) lebendig geblieben. Das Buch avancierte zu einem Erfolgstitel, der an die Spitze der deutschen Bestsellerliste kletterte und dort erst 1929 von Erich Maria Remarques „Im Westen nichts Neues“ abgelöst wurde. Bis heute erreichte der westfälische Schelmenroman eine Auflagenhöhe von über 750.000 Exemplaren und erschien in zahlreichen Ausgaben und Übersetzungen. Auch Hörfunk, Bühne und Film nahmen sich des Stoffes an. Zu nennen sind hier vor allem die – allerdings nur mäßig erfolgreichen – Filme von 1932 (mit Hans Adalbert Schlettow und Adele Sandrock in den Hauptrollen) und 1957 (mit Hans Albers in der Titelrolle und Gert Fröbe, Harald Juhnke, Hubert von Meyering und Marion Michael als weiteren Darstellern). 

Winckler trat erstmals 1904 gemeinsam mit seinen Studienfreunden Jakob Kneip (1881-1958) und Wilhelm Vershofen (1878-1960) literarisch in Erscheinung, aber erst 1911/12 intensivierte er seine schriftstellerischen Neigungen. Seine „Eisernen Sonette“ (1912/13) wurden „schulebildend für eine neue, sehr eindrucksvolle Art der Darstellung industrieller Arbeitswelt“ (Renate von Heydebrand). Zeitlich parallel (1912) erfolgte die Gründung des Autorenkreises „Werkleute auf Haus Nyland“, der nach dem Wincklerschen Stammhaus in Hopsten benannt ist. Bei den „Werkleuten“ handelt es sich um Schriftsteller, die sich literarisch mit der Industrie- und Arbeitswelt auseinandersetzten und sich häufig auf Haus Nyland trafen. Die lockere Vereinigung bildete damals eine Avantgarde der Industriedichtung, die das Sujet Arbeit als Ausdrucksmittel der lyrischen Kunst in die bürgerliche Rezeption einführte. Hierin – und nicht im volkstümlich-schnurrigen „Bomberg“ – ist Wincklers eigentliche literarhistorische Bedeutung zu sehen. 

Winckler verfasste 42 Bücher, die in unterschiedlichen Ausgaben eine Millionen-Auflage erreichten. Er zählt damit zu den populärsten Autoren der 1920er bis 1950er Jahren. Sein Briefwechsel mit Julius Bab, Richard Dehmel, Alfred Döblin und Thomas Mann ist weiteres Zeugnis dieser Popularität. 1953 wurde Winckler mit dem Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis (Westfälischer Literaturpreis) des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe ausgezeichnet. 

Josef Winckler starb an 29. Januar 1966 im Alter von 84 Jahren in Bergisch Gladbach bei Köln. 

Stiftung & Archiv 

1955, elf Jahre vor seinem Tod, begründete Josef Winckler die Nyland-Stiftung mit amtlichem Sitz in Köln. Aufgabe der Stiftung ist die Veröffentlichung der Werke des Stifters und ihm wesensverwandter Autoren. Diesem Ziel kommt die Stiftung durch die Herausgabe einer Winckler-Gesamtausgabe sowie durch die Bereitstellung seiner Werke im Internet auf dieser Homepage nach. Die Stiftung tritt heute als Förderer sowohl historischer als auch aktueller westfälischer und rheinischer Literatur in Erscheinung. 

Die zweite satzungsmäßige Aufgabe der Nyland-Stiftung besteht in der Betreuung des Nyland-Archivs. Dieses befindet sich im Westfälischen Literaturarchiv, Münster. Es umfasst Wincklers gesamten schriftstellerischen Nachlass mit Ausnahme von Teilen seiner Bibliothek sowie Museumsstücken, die seit Dezember 2006 im „Josef-Winckler-Haus“ (Winckler-Museum) der Stadt Rheine zu sehen sind. 

Das Winckler-Archiv umfasst folgende Teile: 

  • Zeitungsausschnittsammlung (es können heute über 1000 Veröffentlichungen Wincklers in Büchern, Zeitschriften, Zeitungen und sonstigen Publikationen nachgewiesen werden)
  • Korrespondenzen (alphabetisch nach Korrespondenzpartnern geordnet umfasst der vorsortierte Briefbestand rund 10.000 Briefe von und an Josef Winckler)
  • Manuskripte und Typoskripte des Autors
  • Fotografiensammlung
  • Lebenszeugnisse
  • Bibliothek (mit fast allen Originalausgaben der Werke Wincklers sowie zahlreichen Erstausgaben rheinischer und westfälischer Schriftsteller der 1920er bis 50er Jahre)
  • Tonträger und Medien
  • Bilder, Gemälde, Büsten
  • Nachlass von Wincklers Ehefrau Adele Winckler, geb. Gidion
  • Zeitzeugeninterviews


Der Winckler-Nachlass ist durch ein vorläufiges Findbuch soweit erschlossen, dass eine Benutzbarkeit gewährleistet ist.