Nyland Stiftung

Muss man sich heute noch mit Walter Vollmer befassen? Wer sich intensiver mit der westfälischen Literaturgeschichte beschäftigt, sollte ihn zumindest zur Kenntnis nehmen. Vollmer war in den 1930er und 1940er Jahren ein prägendes Gesicht der westfälischen Literatur. Kaum ein anderer Autor der Region konnte mit derart hohen Auflagen aufwarten. Die NS-Bewegung hofierte ihn und entsprechend präsent war er in den Medien. Als Vorzeigeautor der NS-Bewegung erfüllte er exakt die ihm zugedachte Aufgabe, die düstere Industrielandschaft des Ruhrgebiets literarisch aufzuwerten und vom Ruch des Hässlichen zu befreien. Das Ergebnis war eine pathetische Unterhaltungsliteratur, in der Kitsch und Heimatfolklore im Vordergrund standen. Nach 1945 war der Vielschreiber und Instinktschriftsteller, dem man ein Naturtalent nicht absprechen kann, bald wieder rehabilitiert, ohne mit seinen weiteren Romanen an seine früheren Erfolge anknüpfen zu können. Gleichwohl wurde ihm 1955 der Annette von Droste-Hülshoff-Preis zuerkannt.