Heinrich und Julius Hart Lesebuch
- Autor
- Heinrich und Julius Hart
- Herausgeber
- Walter Gödden
- VÖ-Datum
- 01.01.2005
- ISBN
- 3-936235-11-2
- Bandnr.
- 10
- Auswahl
- Gertrude Cepl-Kaufmann

Aus der Kategorie Kleine Westfälische Bibliothek
Heinrich und Julius Hart Lesebuch
Die Brüder Heinrich (1855-1906) und Julius Hart (1859-1930) schrieben in den letzten Dezennien des 19. Jahrhunderts in Berlin Literaturgeschichte, als sie mit ihren »Kritischen Waffengängen« den Anstoß zur naturalistischen Bewegung gaben. Schon als Gymnasiasten in Münster hatten sie einen »Westfälischen Verein für Literatur« und eine »Vierteljahrsschrift Deutsche Dichtung« herausgegeben.
Nach dem Studium der Geschichte, Philosophie und Neueren Sprachen in Halle, München und Münster waren Heinrich und Julius Hart ab 1878 Leiter der »Deutschen Monatshefte« in Berlin. Von 1879 bis 1882 gab Heinrich Hart den »Deutschen Literaturkalender« und ab 1883 die Zeitschrift »Kritische Waffengänge« heraus. Julius Hart gründete 1900 in Berlin die sittlich-religiöse »Neue Gemeinschaft«, die zu einem Veranstaltungsort und Sammelbecken literarischer Künstlerkreise der Stadt wurde. In seinen »Erinnerungen« umreißt Heinrich Hart seine und seines Bruders Bedeutung für die deutsche Literaturgeschichte mit den Worten: »Wir haben keine Schule begründet und kein Programm ausgegeben, wohl aber die Losung, und es sind Erregungen von uns ausgegangen, die das Wollen des jungen Geschlechts entzündeten. Erregungen – nicht mehr und nicht weniger. «
In einer heutigen Einschätzung heißt es: Als »Genies der Freundschaft« haben sie [die Brüder Hart] die frühe Literatenbohéme der ›modernen Dichtercharaktere‹ gesammelt wie den ›Friedrichshagener Dichterkreis‹ mitgeprägt, sie waren Mitglieder der literarischen Vereinigung ›Durch!‹, welche durch die Publikation ihrer Thesen im Jahre 1887 ›die Moderne‹ als Schlagwort in Umlauf brachte, und an der Geschichte der ›Freien Bühne‹ wie der Volksbühnen hatten sie Anteil. Ihre finanziell stets prekäre Situation, die Ernst von Wolzogen in der Farce ›Das Lumpengesindel‹ gespiegelt hat, besserte sich erst um die Jahrhundertwende, als beide Brüder fest an der neuen Tageszeitung ›Der Tag‹ angestellt wurden, die zu dem rasch expandierenden Verlagskonzern August Scherls gehörte. Die provinziellen ›Genies‹ waren damit im hauptstädtischen Kulturbetrieb integriert – eine für das 20. Jahrhundert prototypische Karriere.» (Ernst Ribbat)