Nyland Stiftung

In den 1970er Jahren schrieb Frank Göhre seine ersten Romane. Sie sind ein unmittelbarer Reflex auf den politischen und gesellschaftlichen Umbruch jener Jahre. Es war eine Phase, in der – im Gefolge der 1968er Studentenproteste – gesellschaftlich, aber auch literarisch viel los war. Die deutsche Literatur formierte sich neu – und ausgerechnet das Ruhrgebiet geriet in den Fokus. Göhres frühe Werke führen unmittelbar in die Krisenzeit des Ruhrgebiets, als sich der "Strukturwandel" mit allen negativen Begleiterscheinungen ankündigte. Göhre gehörte damals zu den "jungen Wilden", die, inspiriert von der modernen, harten amerikanischen Literatur und der Pop-Literatur eines Rolf Dieter Brinkmann nach neuen Ausdrucksformen suchten. Er fand sie unter anderem im Hörspiel und in politischen Doku-Romanen, die "ganz nah dran waren am wirklichen Leben". Später wandte sich Göhre dem Kriminalroman zu und wurde ein gefragter Drehbuch- und Thriller-Autor, der fürs Fernsehen (u.a. "Tatort", "Großstadtrevier", "Peter Strohm") und Kino ("Abwärts" mit Götz George, "St. Pauli Nacht") arbeitete. Das Lesebuch rekapituliert das Oeuvre eines Autors, der sich immer wieder neu erfand.