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Einfache Dinge

Autor
Ralf Thenior
VÖ-Datum
14.07.1995
ISBN
978-3-87023-175-0
Verlag
Ardey
Bandnr.
5
Einfache Dinge (Thenior) Buch

Aus der Kategorie Neue Westfälische Literatur

Einfache Dinge

»Man kann sich auch in Sprache verlaufen«, hat Ralf Thenior einmal bemerkt und wandte dies gegen jene »Wortträumer« ein, die sich gern Schatten spendeten. Thenior ist kein Freund eines literarischen Kunstgewerbes, das Sprache ästhetisch überfordert, verquast, bis zur Inhaltsleere akrobatisiert. Wenn Literatur ihren Bezug zur Wirklichkeit einbüßt, verliert sie für Thenior das, was ihr ureigentlich innewohnen sollte: Erkundung, Infragestellen, Neudefinition.

Thenior hat in seinen Texten die Kunst der Beobachtung, der Reduktion und Montage in immer neuer Variation erprobt. Er greift Wirklichkeitspartikel auf, selektiert, fügt neu zusammen. Beobachtungskunde im Zeitraffer. Die Kladde mit Notizen ist immer griffbereit. Er nimmt die pure Realität in den Blick, die oft schonungslose, rohe, banale, oft brutale Alltagswirklichkeit. Im Kopf und auf den Manuskriptblättern des Autors entsteht dieses Wirklichkeit neu, vielleicht nur um Nuancen verschoben, aber soweit aufgebrochen, dass Reflexion einsetzt.

»ein besonderes Kennzeichen Theniorscher Dichtung ist, daß sie… nie in die Gefahr von Sprödigkeit, Kopflastigkeit und des Sich-Ausliefern an ein Programm gerät, die wiederum vielen Texten unserer Avantgarde anhaften. So sitzt er zwischen den Stühlen der konventionellen und experimentellen Dichtung und scheint sich dabei sauwohl zu fühlen.« (Axel Marquardt)

Ralf Thenior wurde 1945 in Bad Kukowa/Schlesien geboren. Er wuchs in Hamburg auf und ging verschiedenen Berufen nach. Er schreibt Romane, Erzählungen, Lyrik, ist Herausgeber und unterrichtet literarisches Schreiben. Er lebt seit vielen Jahren als freier Autor in Dortmund.

Dichter

Rasche Spiegelungen im Schaufenster,
irgendwo zwischen Henry Vahls »Zitronenjette«
und der großen Transvestitenschau,
frische Träume in der Plastiktasche.
Möwen im Nebel
über der Mönckebergstraße,
hochgeschlagene Kragen
hasten über Bürgersteige,
auf dem Lotterielos das Übliche:
Kein Gewinn. Wir danken Ihnen.
In der U-Bahn:
Kontrolleure.
Die müssen weg,
sagt eine Frau.
Wie sich unsere Augen trafen.

Der Abend kommt.
Ich schreibe dies.

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