Hans Dieter Schwarze Lesebuch
- Autor
- Hans Dieter Schwarze
- Herausgeber
- Walter Gödden
- VÖ-Datum
- 01.02.2013
- ISBN
- 978-3-89528-967-5
- Bandnr.
- 38
- Auswahl
- Walter Gödden
Aus der Kategorie Kleine Westfälische Bibliothek
Hans Dieter Schwarze Lesebuch
Indifferent bleiben.
Sich nicht ins Genaue treiben
lassen.
Aus Bechern und Tassen
das trinken
was sich ergibt.
Selten den Damen winken.
Achtsam vermeiden
speziell: was man liebt.
Und: über keinen Menschen entscheiden.
(Hans Dieter Schwarze: Hille-Variationen)
Das literarische Oeuvre des Schauspielers, Theaterintendanten, Regisseurs und Schriftstellers Hans Dieter Schwarze (Münster 1926-1994 Anterskofen/Bayern) begann mit der Lyrik. Sie erschien zunächst, Ende der 1940er, Anfang der 1950er Jahre, in Zeitungen und Zeitschriften, unter anderem in der ZEIT. Schwarze wurde zu Treffen der »Gruppe 47« eingeladen und avancierte zum großen Hoffnungsträger der westfälischen Literatur.
Schwarzes frühe Texte sind geprägt von den Themen Krieg, Tod und Vereinsamung. Schwarze war bereits mit 16 Jahren als Flakhelfer einberufen worden. Mit 18 Jahren musste er in russischer Gefangenschaft mit ansehen, wie täglich zwanzig, dreißig seiner Kameraden zu Tode kamen. Im Herbst 1945 wurde er schwerkrank entlassen und kehrte nach Münster zurück. Er wandte sich seiner großen Leidenschaft, dem Theater, zu und wurde am Münsterischen Stadttheater Regieassistent und Schauspieler. Es folgten zahlreiche Engagements, u.a. in Hamburg und München. Seit den 60er-Jahren arbeitete Schwarze vermehrt fürs Fernsehen. Er führte bei über 150 Fernsehfilmen Regie. Legendär ist seine Hauptrolle in dem Film »Alle Jahre wieder« (1966) an der Seite von Sabine Sinjen. Von 1968 bis 1973 war Schwarze Intendant des Westfälischen Landestheaters Castrop-Rauxel und vermittelte in dieser Funktion dem Theaterleben im Ruhrgebiet wichtige Impulse. Nach Jahren der, wie er sagte, »Selbstverleugnung« zog er sich auf seinen in Niederbayern gelegenen »Batzelhof« zurück und intensivierte seine schriftstellerische Arbeit.
Es folgten Erzähl- und Lyrikbände, Theaterstücke, ein großer Roman sowie unzählige Aphorismen, in denen sich Schwarze spöttisch-sarkastisch und selbstironisch mit Gegenwart und Zeitgeist auseinandersetzte. Seinen Vorbildern Joachim Ringelnatz, Wilhelm Busch, Peter Hille und Annette von Droste-Hülshoff widmete Schwarze eigene Veröffentlichungen. Schwarzes Schreiben ist geprägt von einem hohen künstlerischen Anspruch und einer nie überwundenen Distanz, auch der eigenen Person gegenüber.